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Route 3 – Objekt 25: Militärflugplatz aus dem 2. Weltkrieg

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„Zelg“ steht für Ackerflur, zur Saat bestelltes Feld. In der Dreifelderwirtschaft wurden einzelne Drittel der Gesamtflur Zelg genannt. „Widi“ geht eventuell zurück auf Lat. vidum = Kirchenbesitz. Althochdeutsch „widahi“ bedeutet dagegen „Ort mit vielen Weiden“. Daraus entstand im modernen Schweizerdeutsch „Widi“.

Über Jahrhunderte wurde die Zelg, die während langer Zeit dem Spital Thun gehörte, nach dem Regime der Dreifelderwirtschaft genutzt. Sie bildete damit einen wesentlichen Eckpfeiler der wirtschaftlichen Versorgung.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts blieb die Zelg eine traditionelle, kleinparzellierte Kulturlandschaft mit Äckern, Magerwiesen, Feldgehölzen, Hecken und Obstgärten.

Mit der Planierung der angrenzenden Widi und der Errichtung des Ausweichflugplatzes mit Graspiste im 2. Weltkrieg wurden die Gehölze entfernt, da sie den Flugbetrieb behindert hätten. In der Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegszeit hat die Landwirtschaft ihre Produktion intensiviert und gleichzeitig viel Land an die aufkommende Industrie abtreten müssen.

25 Militärflugplatz aus dem 2. Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg errichteten Fliegertruppen auf dem Areal Widi-Neumatt-Amletebach-Glütschbach einen Feld-Flugplatz mit drei Start- und Landepisten, mit Splitterschutzwehren und fünf Maschinengewehrbunkern.

Vom Flugplatz sieht man nur noch einen Bunker

Einer der fünf Bunker steht noch östlich des Heidebüeliwäldlis. Hans Gurtner, damals Bauer auf der Widi, erzählte: „Nach dem Krieg schenkte der Bund das Land, auf dem die Bunker standen, den früheren Besitzern zurück. Ich wollte den Klotz räumen lassen. Eine Luftschutz-Kompanie erklärte sich bereit, in einer Nachtübung den Bunker zu entfernen. Ich müsse nur für den Abtransport sorgen. Am Morgen waren die bereitgestellten Bännen leer, der Bunker hatte Kompressoren und Schweissbrennern widerstanden.“ Die Erbauer hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet!

Flugzeug in Uetendorf

Dreifelderwirtschaft

Daran erinnern in unserer Gemeinde noch heute die Flurnamen Obere, Mittlere und Untere Zelg. In der Dreifelderwirtschaft, die in unserer Gegend bis ins 18. Jahrhundert vorherrschte, wurde das Ackerland in drei Schläge, die Winter-, die Sommer-, und die Brachzelg eingeteilt. Auf der Winterzelg wurde Dinkel als Brotgetreide, auf der Sommerzelg Hafer und Gerste angesät. Die Brachzelg wurde nicht bebaut und konnte während einem ganzen Jahr ruhen. Sie wurde gleich wie das Allmend-Land und die Wälder gemeinsam beweidet. Heuwiesen gab es bloss in den strengsten Wintermonaten. Es herrschte strenger Flurzwang, indem jedermann auf seiner Parzelle dieselbe Frucht aussäen musste. Ebenso wurden die Erntetermine, an die man sich strikte zu halten hatte, gemeinsam festgelegt. Seit der Industrialisierung bis in die 1950er-Jahre bewirtschafteten die Besitzer der ehemaligen Zelgen ihr Land vielfach im Nebenerwerb, heute ist es meistens an hauptberufliche Landwirte verpachtet.

Nicht nur für die Landwirtschaft und für die Tierwelt, sondern auch für die Industrie und den Verkehr hat die Zelg grosse Bedeutung.

Nach unserem Spaziergang übers Feld überqueren wir die Zelgstrasse in die Oberi Zälg. Dort befindet sich ein Grossteil unserer Gewerbebetriebe und der Industrie.

Gewerbe und Industrie in Uetendorf

Uetendorf und Uetendorf Allmend weisen heute eine grosse Zahl an Betrieben aus dem Sekundär- und Tertiärbereich auf, die einen wirtschaftlichen Hauptpfeiler darstellen und Wesentliches zur wirtschaftlichen Prosperität beitragen. Die Gemeinde verfügt zudem über ein sehr vielfältiges Angebot an Arbeitsplätzen, Waren und Dienstleistungen. Aufgrund seiner günstigen Lage in der Agglomeration Thun, dem wichtigsten Wirtschaftsstandort im Bereich Oberland, hat Uetendorf ein sehr starkes wirtschaftliches Wachstum erlebt. Mit der Eröffnung des Autobahnanschlusses Thun-Nord 1971 wurde die Allmend verkehrsmässig sehr gut erschlossen. Dieser ausserordentliche Standortvorteil hat hier seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer starken Ansiedlung von kleineren und mittleren Gewerbe- und Industriebetrieben geführt, die ein entsprechend vielfältiges Angebot an Arbeitsplätzen aufweisen. Das ehemalige Metallwerk Selve AG hat dazumal auch viel zur Ansiedlung von Firmen beigetragen. 1993 schloss sie ihre Tore und schaffte Raum für neue Betriebe. Ein traditionsreicher Betrieb ist die Glockengiesserei Gusset AG, welche 1820 die ersten Glocken goss.

Alle Gewerbe und Industrien aufzuzählen wäre schwierig. Unser Gewerbeverein zählt über 100 Mitglieder. Die Veränderung der prozentualen Anzahl Beschäftigter in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen verdeutlichen den starken Wandel, den die ursprünglich durch die Landwirtschaft geprägte Gemeinde erfahren hat.

Im Industriegebiet folgen wir dem Weg entlang des Glütschbaches. Hier finden wir einen schönen Rastplatz, welcher zum Verweilen einlädt.