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Route 3 – Objekt 24: Römischer Gutshof Heidebüeli

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„Heidebüeli“ kommt vom Schweizerdeutschen „Heid“: die Heide, das weite, offene Feld, im Gegensatz zum engeren Dorfbereich. Von diesem Flurnamen leitet sich auch „der Heide“ ab: „der auf der Heide draussen Wohnhafte“

Aussicht Heidebüeli

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Römischer Gutshof Heidebüeli

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand man dort im Wald Reste eines römischen Gutshofes. Offenbar lag dieses Gebiet schon vor zweitausend Jahren ausserhalb des Überschwemmungsbereichs der sich oft wild gebärdenden Flüsse und war wegen der spektakulären Aussicht beliebt. 

Grabungen aus den 1920er Jahren helfen uns, in Gedanken das Zeitrad um 1800 Jahre zurückzudrehen.

Lageplan römische Gutsgebäude beim Heidebüeli

In der Matte Gauchheiten (heute überdeckt durch den Autobahnzubringer) stand ein quadratisches Gebäude von rund 16m Seitenlänge, dem zwei Eckrisaliten vorgelagert sind. Südlich davon (in der Südecke des heutigen Wohnhauses) lag die grosse römische Badeanlage mit Kalkmörtelboden und abgeteilten Gemächern und weiter südlich auf dem Heidebühl-Hügel (heute bewaldet) das langgezogene Herrenhaus.

Badeanlage

Die Funde waren verhältnismässig reich, so kamen Bronzenadeln, bläuliche Glasperlen, eine Doppelaxt, eine eiserne Hängelampe, auch römische Keramik und Gefässscherben mit eingepressten Kreisen (décor oculé), die ins 2.–3. Jahrhundert weisen, zum Vorschein.

Funde aus der Römerzeit

«Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor» 

Wir gehen ein Stück zurück und dann dem Bachlauf entlang zum Platzger-Hüsli, welches man mieten kann. Hier finden wir die Tafel zum geographischen Inkreismittelpunkt der Schweiz.

„Platzgern“

Platzgen ist eine mit Tradition verbundene Sportart. die ihren Ursprung im Mittelalter hat und vor allem im Kanton Bern gespielt wird. Das Ziel des Spiels besteht darin, eine speziell gefertigte Metallscheibe („Platzge“) von höchstens 18 cm Durchmesser und 1–3 kg Gewicht über eine Distanz von 17 m (Herren) bzw. 11.5 m (Damen) in ein kreisförmiges Ziel aus Lehm („Ries“) zu werfen. Das Ries hat einen Durchmesser von 1.4 m und ist hinten um 25 cm erhöht. In der Mitte des Rieses befindet sich ein 35 bis 40 cm hoher eiserner Stock („Schwirren“), der senkrecht zur Zieloberfläche steht.
Die maximale Punktzahl von 100 ist dann erreicht, wenn die Platzge den Schwirren berührt. Für jeden Zentimeter Abstand vom Schwirren wird ein Punkt abgezogen.

Trotz des mutmasslich helvetischen Ursprungs gelang es den Eidgenossen leider nie, dieses urschweizerische Freizeitvergnügen so zu fördern, so dass eine Sportart mit nationaler Bedeutung daraus geworden wäre. Ganz im Gegenteil. Die Platzger kämpfen heute mehr denn je um Nachwuchs und Akzeptanz in der Öffentlichkeit.
Früher wie heute, wurde diese Sportart abseits des grossen Rummels betrieben. Oft genügte eine kleine Lichtung im Wald oder ein freies Feld am Waldrand, um diesem Hobby zu frönen.

Tafel zum Grenzfernsten Punkt / Inkreismittelpunkt der Schweiz

Viele kennen den geographischen Schwerpunkt unseres Landes auf der Älggi-Alp, auch Mittelpunkt der Schweiz genannt. Aber hier bei uns im Silbermoos gibt es noch eine weitere geographische Besonderheit, nämlich den Inkreismittelpunkt der Schweiz.

Als "Inkreismittelpunkt eines Landes", oder auch "Grenzfernster Punkt", bezeichnet man eine Koordinate als Mittelpunkt des grösstmöglichen Kreises innerhalb der Landesgrenze, ohne dass dieser Kreis eine Grenzlinie überschreitet.

1988 wurde im Zusammenhang mit dem Schwerpunkt der Schweiz auch der Inkreismittelpunkt erstmals von Swisstopo berechnet. Im Juni 2019 hat das Bundesamt für Landestopografie Swisstopo den grenzfernsten Punkt der Schweiz mit den neuesten und verschiedensten hochauflösenden Datensätzen erneut berechnet.

Der Inkreismittelpunkt der Schweiz im Silbermoos liegt 68`800 Meter Luftlinie von den Berührungspunkten der Schweizer Grenze. Die nächstgelegenen Grenzpunkte liegen im Kanton Neuchâtel am Doubs zwischen La Rasse und Biaufond, sowie im Kanton Wallis in der Nähe des Blinnenhorns und des Hillehorns.

Inkreismittelpunkt mit Berührungspunkten der Landesgrenze

Anlässlich der Aufnahme in Uetendorf UnterWEGs und der bestätigten Koordinaten durch Swisstopo, weihte die Kulturkommission mit Gästen die Tafel zum grenzfernsten Punkt, dem so genannten Inkreismittelpunkt der Schweiz, bei der Begehung der Route am 19. Oktober 2019 ein.

Wir laufen an der Tafel für den grenzfernsten Punkt der Schweiz vorbei und sehen linkerhand mitten im Feld vom Silbermoos den schweizerischen Inkreismittelpunkt.

Die Wiese ist Privatgrundstück. Bitte nicht betreten!

Berechnungsgrundlagen Inkreismittelpunkt der Schweiz

Die Methoden zum Berechnen des grenzfernsten Punkt der Schweiz, oder auch Inkreismittelpunkt genannt, sind von Geografischen Informations-Systemen (GIS) ableitbar.

Bei einer Methode werden sehr viele Punkte für den Abstand zur Landesgrenze berechnet und so das in Frage kommende Gebiet geografisch eingegrenzt. Dieses Gebiet wird mit immer engeren Abständen (Radius) verfeinert, bis man den grenzfernsten Punkt der Schweiz hat. Dieser ist der Mittelpunkt des grösstmöglichen Kreises, welcher komplett auf Schweizer Boden ist.

Bildliches Beispiel für Berechnungsmethode des grösstmöglichen Kreises innerhalb der Schweizer Grenzen

Bei einem anderen Verfahren geht man von der Landesgrenze aus und zeichnet Polygone mit immer grösserem Abstand zur Grenze. Im letzten übrig gebliebenen Gebiet liegt dann der gesuchte Punkt.

Bildliches Beispiel für Methode mit Polygone zur Bestimmung des grenzfernsten Punktes der Schweiz

Drei verschiedene Mitarbeiter ermittelten diesen Mittelpunkt im Juni 2019 mit verschiedenen Methoden und Koordinationssystemen. Mit dem Ergebnis, dass die Koordinate zu dem bisher bekannten Punkt leicht verschoben ist, jedoch immer noch auf dem Silbermoos in Uetendorf. Doch wieso ist die alte und die neue Koordinate der Berechnungen nicht identisch? Eine Antwort darauf gab uns Swisstopo: «Die Landesgrenze, welche als Grundlage für die Ermittlung des grenzfernsten Punktes dient, war zum Zeitpunkt der damaligen Berechnung weniger detailliert erfasst als heute. In der Folge war auch das Ergebnis weniger genau.»
Trotzdem ist es erstaunlich, wie man dazumal schon so genaue Koordinate mit den alten Datensätzen errechnen konnte. Und das bei der Grösse der Schweiz!

Grenzfernster Punkt der Schweiz Koordinaten LV95 2610170/1181300   

© Swisstopo.admin.ch

Kreis-Symbol: ehemals berechneter Punkt
Dreieck-Symbol: Berechneter schweizerischer Inkreismittelpunkt
Datum und berechnet von: 04.06.2019 von Swisstopo, Bundesamt für Landestopografie

Bilderbeispiele von Swisstopo zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen auf Swisstopo.

 Wir überqueren die Aegertenstrasse und wandern 50 m nördlich über die Widi Richtung Oberi Zelg.