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Route 4 – Objekt 31: Franzosenweg

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Nicht weit von hier befindet sich der tolle Wasser-Spielplatz mit dem Schiff, welcher das Pendant zum Luft-Spielplatz beim Schulhaus Riedern darstellt.

Franzosenweg und seine Namensgebung

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 endete mit der Kapitulation Frankreichs. Der französischen Bourbaki-Armee blieb auf ihrem Rückzug nur noch die Internierung in der Schweiz. Die erschöpften Truppen mit gut 87‘000 Mann wurden überallhin verteilt und wurden während sechs Wochen interniert. Mehrere tausend Internierte gelangten auch in das Amt Thun. Trotz ärztlicher Pflege verstarben viele vom Krieg ausgehungerte Soldaten.

Ausschnitt Boubaki-Panorama Luzern

Dieses Ereignis war nicht nur ein Meilenstein in der Geschichte der schweizerischen Neutralitätspolitik, sondern auch ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Rotkreuzbewegung.

Heute erinnert nur noch der Franzosenweg an die verstorbenen Soldaten der Bourbaki-Armee.

Der Weg führt am Bahngleis unter der Autobahn weiter. Wir biegen links in den Waldpfad zur Aare ab und folgen kurz vor dem Aaredamm rechts dem breiten Waldweg bis zur T-Kreuzung. Diese bildet die Gemeindegrenze zu Thun und Steffisburg. Dort gehen wir nach links zum Aaredamm.
Für einen leicht begehbaren Weg folgen wir der Bahnlinie bis zur Unterführung und biegen links zum Aaredamm ab.

Der Kanderdurchstich und seine Folgen

Die Kander gehörte früher zu den schlimmsten Wildbächen des Kantons Bern. Mit ihrem Wasser und vor allem mit ihrem Geröll bedrohte sie immer wieder die weite Ebene zwischen Allmendingen und Uttigen. Sie war sogar für Überschwemmungen bis nach Bern verantwortlich. Deshalb wurde 1711 beschlossen, die Kander in den Thunersee umzuleiten. Das Werk, die erste grosse Gewässerkorrektion in der Schweiz, war 1714 vollendet.

 Plan Bodmer Kanderdurchstich 1710

Ölgemälde Kanderdurchstich

Schon bald zeigten sich jedoch unerwünschte Auswirkungen:

Einerseits fehlte nun in der ehemaligen Kanderebene das Wasser zum Betreiben von Wasserrädern und viele Quellen versiegten. Andererseits kam es bei Hochwasser der Kander im unteren Seebecken zu Überschwemmungen, da die Aare nicht alles Wasser abzuführen vermochte.

Die Überschwemmungen endeten erst nach einer Korrektion der Aare im Gebiet der Stadt. Diese brachte jedoch für die Uetendorfer Allmend noch keine entscheidende Besserung, da vor allem die stark geschiebeführende Zulg immer wieder zu einer Verlegung des Aarelaufs führte.

Korrektion der Aare

Ein festgelegtes Bett hatte die Aare bis in die 1870er Jahre noch nicht: „Immer mehr Land verliert die Gemeinde, zumal der Strom wie ein wilder Geselle bald links, bald rechts eilt und zerstört, was ihm im Wege steht“, schrieb die Burgergemeinde Uetendorf 1869 in einem Gesuch an die Kantonale Baudirektion.

Die Korrektion der Aare wurde dringend nötig, da die Aare seit der Kander-Korrektion 1714 oft über die Ufer trat. Die wilde Zulg, die gegenüber der ehemaligen Kandermündung in die Aare floss, verschlimmerte die Situation zusätzlich. Projekte zur Begradigung der Aare bestanden schon 1710 und 1805, das Bauwerk wurde jedoch erst in den Jahren 1871–78 realisiert.

Die Aare-Landschaft Thun-Bern steht seit 1964 unter Naturschutz, sie ist im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung aufgeführt. Die Aare bildet heute eine geradlinige Grenze zwischen den Gemeinden Uetendorf und Heimberg.

Der begradigte Aarelauf

Kurz vor dem Aaresteg nach Steffisburg finden wir rechterhand an der Aare das fast vergessene alte Denkmal zur Aare-Begradigung.

Denkmal Aarebegradigung

Wir spazieren dem Aarelauf entlang Richtung Uttigen.

Beim Spazieren auf dem Aare Damm ist heute nicht mehr ersichtlich, dass der Hauptstrom der Aare früher auf der Heimbergseite floss. Dort wo heute ein eher trockener Wald mit vielen Waldföhren stockt, quakten einst die Frösche.

Auf den Faultürmen der ARA können wir die Nester der Mauersegler entdecken. Die hängenden Nester der Schwalben unter der Brücke fallen sofort auf. Vor 25 Jahren gab es hier auf der Allmend noch viele Zugvögel, welche hier rasteten. Leider sind die Bodenbrüter wie Kiebitze verschwunden, und nur noch selten zieht die Feldlerche über die Allmend.

Gleich nach der Unterführung sehen wir das Schützenhaus des Pistolenvereins Uetendorf, welcher 2015 sein 100-jähriges Jubiläum feierte. Ab hier beginnt das Grundwasserschutzgebiet und der Amerika-Egge.

Entlang des Aare-Dammes sind viele Vogelkästen aufgehängt. Einige Bewohner sind Kohlmeisen, Blaumeisen, Trauerschnäpper, Wasseramseln sowie Haselmäuse, welche sich nach der Brut der Vögel im Brutkasten einnisten.

Trauerschnäpper