Navigieren in Uetendorf

Route 2 – Objekt 16: Änteried

Zurück zum Übersichtsplan                                                                                  Zum Objekt 17

Wir wenden uns dem Landsitz Eichberg zu (Objekt 7, Route 1). Der Weg führt uns von dort rechts hinab zu dem am Ausgang des Amletetälis gelegenen Landgut Änteried.

„Änteried“ bedeutet mit Schilf, Sumpfgräsern bewachsener Grund. Das Änteried war bis ins 19. Jahrhundert bekannt als reicher Jagdgrund.

Das Landgut «Änteried»

Das markante Landgut gehörte bis 1923 zum Eichberg. Das Wohnhaus wurde um 1685 gebaut, 1916 erweitert und im 21. Jahrhundert umgebaut. Im Kern hat es bemalte Sandsteingewände sowie Renaissance Deckenmalerei.

Türe

Es ist ein 2-geschossiger Riegbau unter Krüppelwalmdach. Die Scheune stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ein stattlicher Bau mit leicht geknicktem Vollwalmdach und Hocheinfahrt mit Ründi.

Das heutige Limpach-Gebiet

Hinter dem Änteried liegt das Limpach. Einst stand auf dem Wysshubel das Limpachbad. Es bezog sein Wasser von einer Schwefelquelle und wurde schon 1644 zusammen mit dem Bad Blumenstein konzessioniert. 1675 erhielten die Betreiber das Wirte Patent. 1746 brannte das Bad ab. Der Neubau wurde nicht mehr auf dem Wysshubel, sondern jenseits des Mooses auf Kienerrütiboden, ca. 100 m nordöstlich der Limpachbrücke, errichtet. Der ehemaliger Lehrer Samuel Gasser veröffentlichte einen längeren Artikel über das bernische Badeleben:
„Im neuen Haus entwickelte sich bald ein fröhliches Badeleben, da es bei der Noblesse immer mehr zum guten Ton gehörte, im Sommer eine Badekur zu machen. So weilten im Herbst 1791 im Limpachbad Venner Deck und Hauptmann Gelosa aus Thun, Pfarrer Walthard aus Gerzensee, der Violinvirtuose Müller aus Mannheim, Landvogt Fischer aus Oberhofen, alle mit Gemahlin, Patrizier und Offiziere aus Bern sowie Bekannte der Familie von Fischer vom nahen Eichberg.
Als einst vier Thuner ins Waadtland reisen wollten, machten sie im Bad den ersten Halt. Sie fanden am Wein und Tanz und wohl auch an den Bademädchen so grossen Gefallen, dass sie im Limpach blieben, bis das Geld alle war.
Ein andermal war die wegen ihrer schönen Aussicht berühmte Laube vorn am Haus so dicht besetzt, dass die Balken brachen und die Gäste samt den Tischen und Getränken in die Tiefe stürzten. Einzig diejenigen, die auf der an der Fensterwand angenagelten Bank Platz genommen hatten, blieben unversehrt. Unter grossem Gaudium mussten sie, auch die mit Reifröcken versehenen Damen, von ihren luftigen Sitzen heruntergeholt werden.
Am 11. Januar 1849 machte eine Feuersbrunst der Badeherrlichkeit für immer ein Ende.“

Vom Änteried durchqueren wir das Naturschutzgebiet Amletetäli. Auf der Strasse halten wir uns links und wandern am Römerbrüggli (Objekt 8, Route 1). vorbei über das Lehn zum Schulhölzli.

„Lehn“ ist ein häufiger Name von Gütern, aus dem mittelhochdeutschen „Lehen“ = geliehenes Gut.

Bevor wir die Wegkreuzung auf der Buchshalde erreichen, ist im Westen auf der Anhöhe die „Stiftung Uetendorfberg“ (Objekt 9, Route 1) zu erkennen.

Der Name „Buchshalde“ kommt von „mit Buchs bewachsener Abhang“.

Bei der Buchshalde-Kreuzung gehen wir geradeaus ins Schulgässli. Beim Rastplatz in der Mitte des Schulgässlis können wir die wunderschöne Aussicht geniessen und mit der Panoramatafel unsere Kenntnis der Bergnamen überprüfen.

Diese eindrückliche Moränenlandschaft ist vom Aaregletscher während der letzten Eiszeit geschaffen worden. Bis zur Ableitung der Kander in den Thunersee 1714 gehörte diese Gegend mit der traditionellen Streusiedlung zu den bedeutenden Landwirtschaftsgebieten unserer Gemeinde. Hier befindet sich noch heute die grösste Zahl der Bauernbetriebe. Das umliegende Land eignet sich vor allem als Weideland, wegen seiner Hanglage weniger als Ackerland. Die meisten Bauern bewirtschaften noch weiteres Land auf der Ebene.

Bäuerliche Organisation

Bereits zu Beginn der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde in der südwestlichen Ecke der Strassenkreuzung beim Bergschulhaus eine erste Käserei in Betrieb genommen. Käse wird allerdings auf dem Berg seit 1956 und im Dorf seit 1982 nicht mehr hergestellt. Die Käsereigenossenschaft heisst heute Milchproduzentengesellschaft Uetendorf und Umgebung.

Der Schafzuchtverein und der Fleckviehzuchtverein Uetendorf und Umgebung sind immer noch sehr aktiv. Zeigen sie doch ein- bzw. zweimal jährlich eine Schau beim Bergschulhaus.

Eine zentrale Bedeutung besitzt die Landwirtschaftliche Genossenschaft vor allem als Lieferant von Dünger und Saatgut sowie als Vermarktungsorganisation der Produkte. 1988 erfolgte der Zusammenschluss mit der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Thun. Der Geschäftszweck der 1929 gegründeten Gemüsebau- und Verwertungsgenossenschaft Uetendorf und Umgebung war der Anbau von Kabis und dessen Verarbeitung zu Sauerkraut. Seit 2014 ist diese jedoch aufgelöst. Ihr Fabrikationsgebäude befand sich auf dem östlichen Bahnhofareal.

Beim Bergschulhaus (Objekt 10, Route1) treffen wir mit dem letzten Teil der Bergroute zusammen. Von hier aus können wir die Bergroute in umgekehrter Richtung begehen.